Vögel in Kastilien La Mancha - Spanien
Die Urlaubsplanung für das Frühjahr 2025 fing schon Monate vorher an. Ich wusste nicht so recht, wo die Reise hingehen sollte, also durchforstete ich das Internet nach verschiedenen Möglichkeiten in einem Flugreiseradius von 2 bis 3 Stunden. Schließlich landete ich auf der Webseite von David Gomez in Spanien und war sofort Feuer und Flamme für die Vögel, die man dort vor die Kamera bekommen könnte. Ein ganz besonders schöner Vogel hatte es mir sofort angetan: ein Gleitaar.
Der Gleitaar ist ein Greifvogel, der bei uns in Mitteleuropa nur als sehr seltener Irrgast vorkommt. Ich habe daher noch nie einen gesehen. Er ist vor allem in Afrika, West- und Südmitteleuropa beheimatet und ein Brutvogel in Spanien. Allerdings ist er auch dort kein alltäglicher Anblick. Natürlich hat Spanien auch noch viele andere interessante Vogelarten zu bieten, also buchte ich den Trip.
Die Vorfreude auf diese Reise war groß und vor allem sehr lang. Aber irgendwann ging es dann endlich los und so fanden wir uns Ende April in einem kleinen Dorf in Kastilien La Mancha wieder. Von Madrid aus fährt man etwa 1,5 Stunden bis nach Alberche del Caudillo, wo ich ein Ferienappartment für schmales Budget ergattern konnte. Der Plan für die nächsten Tage stand soweit fest und gleich am nächsten Morgen sollte es mit dem Wiedehopf und den Blauelstern losgehen.
Morgens, noch im Dunkeln, machten wir uns also auf den Weg zum Treffpunkt, wo David schon auf uns wartete. Nach einer Einweisung in die Verhaltensregeln, wurden wir kurzerhand in ein Fotoversteck verfrachtet. Nun warteten wir also auf den ersten Vogel dieser Reise, der sich auch schon kurze Zeit später blicken ließ. In einem alten Olivenbaum befand sich das Nest eines Wiedhopf-Pärchens. Das Weibchen war nicht zu sehen, denn sie hatte wohl schon Eier zu bebrüten. Ihr Männchen kam in etwas unregelmäßigen Abständen vorbei und brachte ihr Raupen und anderes Kleingetier.
Das Procedere wiederholte sich etwa zwei Stunden lang, dann blieb das Männchen für einige Zeit verschwunden. Wahrscheinlich knurrte ihr der Magen, denn schließlich kam das Weibchen aus der Bruthöhle und guckte etwas verdutzt in die Gegend. Sich selbst einen Snack zu suchen, schien ihr nicht in den Sinn zu kommen. Sie blieb an Ort und Stelle und wartete auf den Bringdienst.
Zum Glück ließ sich dieser bald mit einer dicken Raupe wieder blicken. Daß seine Frau allerdings nicht auf den Eiern saß, sondern sich draußen herumtrieb, gefiel ihm sichtlich überhauptnicht. Er übergab ihr die Raupe nicht, sondern setzte sich direkt vor den Eingang zur Bruthöhle und fing energisch an nach ihr zu rufen. Man hörte tatasächlich so etwas wie Ungeduld heraus, als sie nicht sofort reagierte. Am Ende schien sie seine Aufforderung zu verstehen und setzte sich zu ihrem Gatten vor die Bruthöhle. Erst dort bekam sie ihren Happen.
Nach einer weiteren kurzen, aber sehr energischen Aufforderung, verschwand sie wieder in der Höhle und blieb für den Rest der Zeit brav auf ihren Eiern sitzen. Der Lieferservice funktionierte ab diesem Zeitpunkt auch reibungsloser, denn Herr Wiedehopf brachte nun in kürzeren Abständen allerlei Leckerbissen für seine Frau.
Schließlich war es auch für uns Zeit, etwas zu essen. Wir wurden pünktlich um 12.00 Uhr eingesammelt und erst nach einer langen Mittagspause sollte es um 16:00 Uhr weitergehen. Als wir am Nachmittag zu unserem Tourguide ins Auto stiegen, war ich zunächst noch gut gelaunt. Ich freute mich jetzt auf die Blauelstern und auch schon auf den nächsten Tag, denn es gab gute Chancen, Milane, Rohrweihen und einen Iberienadler zu sehen.
Übermorgen sollte es dann endlich zum Gleitaar gehen. Der Wetterbericht sagte zwar ziemlich schlechtes Wetter für diesen Tag voraus, aber ob Monsunregen oder Schneesturm war mir bei diesem schönen Vogel herzlich egal.
Im Vorfeld hatte ich ein Infoblatt darüber bekommen, was beim Ansitz auf den Gleitaar speziell zu beachten ist. Es handelt sich nämlich um eine Vogelart, die auf Störungen durch den Menschen sehr empfindlich reagiert. Fühlt sich ein Gleitaar gestört, verschwindet er auf Nimmerwiedersehen. Deshalb ist das Fotoversteck nur für eine einzige Person zugelassen. Man muß noch in der Dunkelheit das Versteck betreten, sich dort sehr leise verhalten, selbstverständlich nicht reden oder andere Geräusche machen. Erst nach Sonnenuntergang darf man das Versteck wieder verlassen. Alles natürlich unter strenger Aufsicht des Tourguides.
Soweit so gut, allerdings guckte David schon die ganze Zeit etwas unglücklich drein und meinte schließlich, er müsste etwas mit mir besprechen.
Was er mir sagte, verhagelte mir zunächst mal die Laune. Er erzählte mir, daß der Kunde vor mir im Gleitaaransitz die Verhaltensregeln brach, da er es nicht aushalten konnte, den ganzen Tag im Versteck zu bleiben. Er bestand darauf, schon früher abgeholt zu werden. Das führte genau dazu, daß der Gleitaar das Weite suchte und sich in der Nähe der Hütte nicht mehr blicken ließ :(
Zum Glück erreichten wir kurz nach dieser Information das Blauelsternversteck, wo ich mich erstmal von dem Schock erholen musste.
Aber die Blauelstern heiterten mich promt wieder auf. Sie sind sehr quirlige Vögel, die bei uns in Deutschland nicht vorkommen. Außerdem sind sie nicht sonderlich scheu.
Sie fielen sofort über das ausgelegte Futter her, da hatten wir die Tür der Hütte gerade erst geschlossen. Unser Chauffeur war noch nicht einmal mit dem Auto weggefahren, da wimmelte es schon vor lauter Blauelstern. Allerdings kam für kurze Zeit Unruhe in die Truppe, denn plötzlich erschien ein großer Schatten am Himmel, der sich schnell näherte. Der Schatten gehörte zu einem Greifvogel, der sich unvermittelt vor unserer Hütte platzierte. Es handelte sich um einen Bussard, der sich anscheinend verflogen hatte, denn für ihn gab es an dieser Futterstelle nun wirklich nichts zu holen. Obst und Mehrlwürmer schienen nicht nach seinem Geschmack zu sein. Dementsprechend verdutzt guckte er in die Kamera und verschwand gleich wieder.
Kaum war der unerwartete Besucher verschwunden, ging das lustige Treiben an der Futterstelle weiter. Wir verbrachten um die vier oder fünf Stunden bei den Blauelstern, die sich unermüdlich vor der Hütte tummelten und sich um das Futter zankten. Ich konnte mich am Ende kaum von ihnen trennen, denn es war wirklich ein gelungener Nachmittag.
Allerdings war da ja noch die Sache mit dem abgesagten Gleitaaransitz. Wie versprochen, machte mir David mehrere interessante Vorschläge für ein Alternativprogramm, als wir am nächsten Morgen abgeholt wurden. Ich hatte mich inzwischen von der Enttäuschung erholt und so kutschierten wir gut gelaunt zu einem Feld mit einem tollen Bergpanorama im Hintergrund. Es lag sogar noch Schnee auf den Bergen, was das Gesamtbild perfektionierte.
Als wir in die Hütte stiegen, war es noch nicht ganz hell. Noch bevor die Sonne vollständig aufgegangen war, hatte unser Tourguide große Brocken Fleisch für die Greifvögel über das ganze Feld verteilt. Im Luftraum über uns konnte man schon die ersten Interessenten kreisen sehen. Sie warteten scheinbar schon auf das Frühstück.
Kaum war David mit dem Auto verschwunden, fielen die Vögel wie Steine vom Himmel. Plötzlich wimmelte es geradezu vor Rotmilanen, Schwarzmilanen, Bussarden und Rohrweihen. Diese Vogelarten kommen in Deutschland auch vor, allerdings konnte ich Rohrweihen noch nie aus der Nähe beobachten. Rohrweihen sind fast so groß wie ein Bussard, aber haben eine schlankere Figur und schlankere Flügel.
(Rohrweihe Weibchen - mehr Info)
Männchen und Weibchen sind relativ gut voneinander zu unterscheiden.
Das größere und schwerere Weibchen ist dunkelbraun und hat einen hellgelben Kopf. Beim rostbraunen Männchen sind die mittleren Bereiche der Flügel silbergrau, die Flügelspitzen schwarz. Der Schwanz ist lang und grau, der Kopf hellgrau mit dunkler Strichelung.
Auf dem Feld
landeten heute nur Weibchen, um sich etwas vom Buffet zu holen. Sie transportierten ihre Beute davon und landeten weiter entfernt im Feld wieder. Ich gehe davon aus, daß sie dort ihren Nachwuchs damit versorgten. Die Männchen kreisten derweil zusammen mit einer ganzen Horde Milanen um unsere Hütte herum.
Ich war derartig mit den Rohrweihen beschäftig, daß ich beinahe den Iberienadler übersehen hätte, der ebenfalls am Frühstück interessiert schien. Diese Vogelart kommt nur auf der Iberische Halbinsel vor. Der Iberienadler ist vor allem im südlichen Spanien und mit sehr wenigen Paaren in Portugal zu Hause.
Er ist etwa 80 cm groß und hat eine Flügelspannweite von bis zu 2,2 Metern. Mit diesen Ausmaßen ist er also etwas kleiner als der Seeadler oder der Steinadler.
Leider ist die Art stark gefährdet. Zum Glück gibt es heute intensive Schutzmaßnahmen und so konnten sich die Bestände in den letzten Jahren leicht erholen. Trotzdem ist noch längst keine Entwarnung für den Gefährdungsstatus dieser Vogelart in Sicht.
Um so schöner also, daß wir einen dieser Vögel zu Gesicht bekamen. Zuerst landete er auf seinem Aussichtsbaum und schien der Situation am Buffet noch nicht so recht zu trauen. Nach einiger Zeit entschloss er sich dann, sich zu nähern. Der Adler platzierte sich nur ein paar Meter vor uns in der Wiese und beobachtete nun von dort aus die anderen Vögel, die nicht so zimperlich bei der Nahrungsbeschaffung waren.
Sämtliche anderen Vögel waren deutlich kleiner als der Adler, allerdings verhielt er sich eher zurückhaltend. Ich fragte mich, warum das so ist. Ich ging davon aus, er hätte hier den Vortritt, aber da täuschte ich mich. Kaum hatte er sich dafür entschieden, endlich in die Nähe eines Fleischhappens zu fliegen, wurde er sofort von einem sehr futterneidigen Rotmilan attakiert.
Nicht nur der Rotmilan legte sich mit dem Adler an. Eine ganze Horde Schwarzmilane und auch Kolkraben gönnten ihm keine Mahlzeit. So kam es, daß sich der Adler tatsächlich von seinem Fressplatz vertreiben ließ. Er flüchtete auf seinen Aussichtsbaum und guckte recht bedröppelt drein.
In der Zwischenzeit war reger Verkehr im Luftraum rund um das Buffet. Mäusebussarde, Rohrweihen, Rotmilane und Schwarzmilane lieferten sich regelrechte Luftkämpfe und versuchten, sich gegenseitig die Beute streitig zu machen. Manche blieben am Boden und beobachteten das Schauspiel, um herunterfallende Stücke einzusammeln.
Wer im Luftkampf das Nachsehen hatte, musste zurückfliegen und sein Glück auf ein Neues versuchen. Am Ende war wohl genug für alle da. Das ganze Spektakel dauerte ganze zwei Stunden und so ergatterte auch der Adler noch einen dicken Brocken, den er gierig verschlang. Danach drollte er sich. Er hatte wahrscheinlich keine Lust mehr auf weitere Streitigkeiten.
Irgendwann hatten die Federtiere das Festmahl bis auf den letzten Bissen vertilgt und die Gesellschaft löste sich langsam auf. Wir konnten die Vögel noch weitere zwei Stunden am Himmel kreisen sehen und von Zeit zu Zeit landete einer um nach Resten zu suchen. Scheinbar hofften die Vögel darauf, daß vielleicht ein Nachtisch serviert wird. Das passierte natürlich nicht, was nicht nur für die Vögel schade war.
Nun war also etwas Ruhe eingekehrt und auf dem Beobachtungsbaum des Adlers landete plötzlich ein kleines Vögelchen, das lautstark zu singen anfing. Auf die Entfernung war der winzige Singvogel leider nicht zu bestimmen. Natürlich hat mich der kleine Vogel interessiert, denn den Gesang kannte ich nicht. Also war es eine Art, die mir bisher nicht begegnet war. Mein Mann tippte sich mit dem Zeigefinger an die Stirn, da fiel mir erst auf, daß ich laut gedacht hatte. Ich hatte den Vogel aufgefordert, sich auf einen Stein in unserer Nähe zu setzen, damit ich ihn gut fotografieren könnte.
Ihr könnt es glauben oder nicht (wobei ich es ja selbst nicht glauben konnte), aber genau das tat der kleine Vogel. Er flatterte von seinem Baum genau vor unsere Hütte auf einen Stein und trällerte dort fröhlich weiter. Ich dachte mir, es könnte ein Traum sein, aber als ich in das verdutzte Gesicht meiner Begleitung guckte, fühlte sich alles ziemlich real an.
Das Vögelchen war also eine Grauammer. Nur ein unscheinbares kleines Federtier, aber für mich ein weiteres Highlight des Tages. So hätte ich auch noch länger hier sitzen können, aber der Vormittag war schon fast vorbei und wir wurden wieder abgeholt.
Für den Nachmittag war heute kein Ansitz geplant, denn mein Rücken machte nach dem langen Herumsitzen seltsame Geräusche und so war es Zeit für ein bisschen Bewegung. Nur 20 Minuten von unserer Unterkunft entfernt hatte ich einen See entdeckt, den wir in etwa zwei Stunden umrunden konnten. Das Wetter war noch sehr gut und so freute ich mich auf den Spaziergang. Ich überlegte, ob ich die Kamera mitnehmen sollte und war hinterher froh, daß ich mich dafür entschieden hatte.
Ich weiß nicht, wie frequentiert der See an Wochenenden ist, aber bei unserem Besuch unter der Woche waren wir hier fast alleine unterwegs. Was natürlich zur Folge hatte, dass wir allerlei Vögel sichten konnten. Als erstes begegneten uns einige Graureiher, eine grosse Gruppe Seidenreiher und ein Purpurreiher.
Rund um den See trällerte es überall. Es waren neben Buchfinken, Meisen, Staren und den anderen üblichen Verdächtigen auch unglaublich viele Nachtigallen und Pirole zu hören. Ich hatte beide Arten bisher nur in sehr großer Entfernung gesehen und hoffte natürlich, sie auch mal etwas näher betrachten zu können. Beide Vogelarten halten sich aber am liebsten versteckt in Gebüschen oder Bäumen auf, so daß dieses Vorhaben nicht einfach umzusetzen war. Vor einem Gebüsch, aus dem es besonders ehrgeizig trällerte, blieben wir stehen und warteten dort für einige Zeit. Und tatsächlich hüpfte uns eine Nachtigall vor die Linse :)
(Nachtigall)
Mit den Pirolen hatten wir allerdings kein Glück. Sie zischten manchmal durch die Luft, waren aber nie zu fassen. Trotz aller Geduld und aller Bemühungen, konnte ich keinen Pirol dazu überreden, sich auf einem Foto verewigen zu lassen. Also ging es weiter auf unserer Tour. Am Ufer trippelten kleine Vögelchen herum, die sich zuerst wenig scheu zeigten. Wie sich herausstellte, handelte es sich um Flussuferläufer. Sie ließen sich nicht stören und verschwanden erst, als andere Spaziergänger vorbeikamen.
(Flussuferläufer - mehr Info)
Ansonsten waren viele Enten, Haubentaucher, Teichrallen, Blässhühner, Gänse und Schwalben unterwegs. Die Schwalben waren fleissig damit beschäftigt, Baumaterial für ihre Nester zu sammeln. Da es in den letzten Wochen viel geregnet hatte und überall Pfützen waren, flatterten sie uns ständig über den Weg. Rötelschwalben kommen bei uns nicht vor, aber hier in Spanien waren sie überall zu finden.
(Rötelschwalbe)
Nach dem Ausflug an den See, freute ich mich schon auf den nächsten Tag. Als Gleitaar-Ersatzprogramm war für den Vormittag ein Besuch bei den Geiern geplant und für den Nachmittag hatte ich die Wahl zwischen Rötelfalken und Bienenfressern. Schwierige Entscheidung, denn Bienenfresser sind wirklich sehr schöne Vögel, die man bei uns zu Hause auch nicht alle Tage sieht. Allerdings konnte ich schon vor zwei Jahren in Serbien einige Stunden mit ihnen verbringen. Rötelfalken dagegen hatte ich bisher noch nie gesehen. Die Qual der Wahl also. Ich hatte zum Glück noch einige Stunden Bedenkzeit.
Der nächste Tag startete dann mit einem Wetterumschwung. Es war kalt, windig und es regnete immer wieder. Aber egal, wir hatten ja in unserer Holzhütte ein trockenes Plätzchen. Am Rande einer Schlucht wurde wieder allerhand Fleisch für die Vögel ausgelegt und genau wie gestern auf dem Feld, stürzten sich sofort hungrige Tiere darauf.
Innerhalb weniger Minuten wimmelte es diesmal vor Gänsegeiern und Mönchsgeiern. Ein Adler flog auch vorbei, landete aber nicht. Rotmilane und Schwarzmilane waren ebenfalls zahlreich vertreten, schnappten sich einige Fleischstücke vom Boden und hatten es eilig wieder davonzufliegen. Vielleicht hatten sie Respekt vor den Geiern, denn die waren beim Verteidigen ihrer Beute nicht gerade zimperlich. So hatten auch einige Füchse das Nachsehen, die sich gerne am Buffet bedient hätten.
Auch unter den Geiern selbst gibt es eine Rangordnung beim Fressen. Bei ihnen heißt es: der Chef darf zuerst! Der ranghöchste Vogel zeigt einen Drohmarsch, bei dem er in aufrechter Haltung zum Kadaver läuft. Damit werden alle Artgenossen vorerst auf Distanz gehalten. Wenn der ranghöchste Vögel mit dem Kopf im Kadaver frisst, kommen auch die anderen Vögel an die Reihe. Natürlich waren an diesem Futterplatz keine ganzen Kadaver verteilt, sondern eher eine Mischung aus Schnitzel und Gulasch. So konnten sich die Vögel über den Platz verteilen und alle konnten einen Happen ergattern.
Einige der Geier kamen so nah an unsere Hütte heran, daß man sie auch leicht mit dem Handy hätte fotografiern können. Vorher wurde uns gesagt, die Vögel könnten vielleicht wegen dem Wind und dem schlechten Wetter nicht lange bleiben nachdem sie gefressen hatten. Davon konnte allerdings keine Reden sein, denn sie hatten alle die Ruhe weg und blieben sogar mehrere Stunden bei uns. Erst kurz bevor wir abgeholt wurden, waren schließlich alle verschwunden.
Nun stand immernoch die Frage im Raum, ob ich lieber zu den Bienenfressern oder zu den Rötelfalken wollte. Ich entschied mich für die Rötelfalken. Allerdings machte mir das Wetter zunehmend Sorgen, denn es wurde immer windiger. Im Fall der Rötelfalken ist das Fotoversteck keine ebenerdige Holzhütte, sondern eine Art Turm, den man hinaufklettern muß und der im wahrsten Sinne des Wortes etwas "windig" aussah. Auf dem Weg zu dieser abenteuerlichen Konstruktion erklärte uns David, daß es sehr wichtig wäre, schnell nach oben in den Turm zu klettern und sich dann ganz ruhig zu verhalten, damit man die Falken nicht erschreckt. Es könnte wohl sein, daß sie sich sonst nicht blicken lassen würden.
(Rötelfalke Weibchen - mehr Info)
Natürlich wollte ich sie unbedingt sehen und so befolgten wir die Anweisungen brav. Wir platzierten uns also gegenüber einem alten Hausdach, wo die Falken ihren Nistplatz hatten.
So weit so gut. David verschwand schnell, wir richteten uns so leise wie möglich ein und plötzlich kam ein sehr aufgeregter David wieder herein. Er meinte, er müsste ja unbedingt noch die Scheibe sauber machen. Ich sah dafür eigentlich keinen Anslass, denn soooo schmutzig war die Scheibe eigentlich nicht. Ich versuchte noch, David von seiner Putzaktion abzuhalten, da hatte er schon mittels Schraubenzieher die Scheibe aus der Verankerung gehoben und werkelte wild daran herum. Naja, er war der Boss, aber ich machte mir jetzt wirklich Sorgen darüber, daß die Falken nun tatsächlich erschrocken waren und sich nicht mehr zeigen würden. Nach dem abgesagten Gleitaar war das eigentlich das Letzte was ich jetzt brauchte.
Als David schließlich wieder verschwunden war, brauchte ich erstmal einen Moment um selbst wieder ruhig zu werden. Und von den Falken war natürlich sowieso keine Spur, also stopfte ich mir etwas ungesundes Süßes in den Mund. Das beruhigt bekanntlich. Eine Stunde lang war weit und breit kein Vogel in Sicht und die Schokoladenvorräte gingen langsam zur Neige :(
Plötzlich sah ich auf der Mauer gegenüber etwas kleines Gelbes. Ich versuchte es zu fokussieren und bekam spontan Schnappatmung. Da war doch tatsächlich ein Pirol, ich konnte es nicht glauben! Natürlich weit weg, aber er blieb für einige Minuten dort sitzen und rettete den Nachmittag :)
Daß es gleich noch besser kommen sollte, wusste ich ja noch nicht...
(Pirol)
Der Pirol verschwand schließlich wieder, aber jetzt bemerkte ich, daß inzwischen der Regen aufgehört hatte und sogar die Sonne herauskam. Als ich wieder einen Blick auf das Hausdach warf, guckte mich auch direkt der erste Rötelfalke des Abends an. Es war ein Weibchen, das sich genau gegenüber unseres Turms platziert hatte. Sie war aber nur die Vorhut, denn plötzlich schwirrten weitere Falken um uns herum. Soweit ich es beurteilen konnte, handelte es sich um zwei junge- und ein ausgewachsenes Männchen.
Die Rötelfalkendame schien wohl sehr attraktiv zu sein und äusserte sich immer wieder lautstark darüber, daß sie wohl gerne ein paar Kinder hätte. Ab diesem Moment hatten wir die reinste Piepshow direkt vor der Kamera, denn die Männchen kamen wie in der Einflugschneise eines Flughafens angeflogen und kamen dem Wunsch der Dame scheinbar gerne nach. Sie wechselten öfter den "Standort", aber nicht die Tätigkeit und so war von Langweile natürlich keine Spur mehr.
Nach Monogamie sah die lustige Truppe jedenfalls nicht aus, es ging eher zu wie im Swingerclub. Ich hatte im Vorfeld einige Infos über Rötelfalken zusammengetragen und dort hatte ich gelesen, die Paare würden zwar in Kolonien brüten, aber meistens für die Brutsaison in einer monogamen Beziehung leben. Naja stimmt natürlich nicht immer, das kennt man ja von unserer eigenen Spezies.
Die ganze Sause ging bis spät abends und wurde nur kurz von David unterbrochen, der uns irgendwann wieder aus dem Turm holte. Der Nachmittag war also ein voller Erfolg, sowohl für die Falkendame als auch für mich. David kutschierte uns mit seinem Geländewagen über ein Feld und hielt dann unvermittelt an. Ich war etwas irritiert darüber, aber er meinte, ich soll mal einen Blick auf einen Baum am Ende des Feldes werfen. Ich guckte, hatte aber keine Brille auf. Also griff ich zur Kamera und benutzte sie als Fernglas. Da hätte mich fast der Schlag getroffen! Was ich da durch die Linse sah, waren zwei Gleitaare! Ich hätte fast vor lauter Aufregung vergessen, den Auslöser zu drücken, aber ich habe es dann doch noch geschafft. Und so entstand mein erstes Bild eines Gleitaars. Zwar in etwa hundert Meter Entfernung, aber EGAL!
(Gleitaar-Pärchen)
Nach dem erfolgreichen Abschluss des letzten Tages, meinte es das Wetter am nächsten Morgen nicht mehr gut mit uns. Es regnete die ganze Nacht wie aus Kübeln. Wir hatten heute vor, ein Steinkauzpärchen zu besuchen, das in einer Baumhöhle sein Nest hatte. Als wir dort ankamen, war es fast noch komplett dunkel. Aber nicht, weil wir so früh dran gewesen wären, sondern weil die Wolken nicht hätten schwärzer sein können. Schlechteres Licht hätten wir wohl tatsächlich nur in der Nacht gehabt. Wie passend für einen Ausflug zu einer Eule....
Tropfnass aber gut ausgestattet mit allerlei Jacken, Wechselsocken und Decken platzierten wir uns also gegenüber der Bruthöhle der kleinen Eulen. Die Dame des Hauses blieb zuerst verborgen, aber der Herr ließ sich recht schnell blicken. Trotz monsunartigem Regen patrouillierte er in der unmittelbaren Umgebung um sein Nest herum und so hatten wir einen guten Blick auf ihn. Der Steinkauz ist ja eine ziemlich kleine Eule, die nicht größer ist als eine Amsel. Allerdings wirkt der Steinkauz etwas kompakter.
In unserem Fall sah unser Steinkauz aus, als hätte er gerade ein ausgiebiges Bad genommen, was natürlich auf den Starkregen zurückzuführen war. Er sah mit seinen nassen Federchen einfach zu niedlich aus, so hatte das Wetter doch noch etwas Gutes an sich. Außerdem war der kleine Vogel nicht besonders quirlig, so daß er immer wieder für längere Zeit unbeweglich da saß. So konnte man fast schon eine Langzeitbelichtung machen, also war das schlechte Licht auch herzlich egal.
Auch das Weibchen ließ sich kurz blicken, verschwand aber schnell wieder. In der Umgebung um die Hütte waren auch noch andere Tiere unterwegs, so zum Beispiel Kaninchen, Tauben, Elstern, Meisen und Spatzen. Jeder der sich dem Nest näherte, wurde sofort vertrieben.
So verging auch dieser Vormittag wieder viel zu schnell und nach der Mittagspause stand schon der letzte Ausflug an. Zum Glück hatte es aufgehört zu regnen und für den Abend war sogar gutes Wetter angekündigt. Und wie auf Bestellung kam tatsächlich die Sonne zum Vorschein, als wir beim Iberienraubwürger eintrafen.
(Iberienraubwürger - mehr Info)
Die Vögel sind für ihre ungewöhnlichen Tischmarnieren bekannt. Sie fressen ihre Beutetiere nicht immer an Ort und Stelle, sondern transportieren sie an einen Spießplatz.
Sie spießen sie zum Beispiel an dornigen Pflanzen oder an Stacheldrähten auf. Das Aufspießen dient sowohl der Aufbewahrung und Vorratshaltung, als auch der Fixierung, um die Beute stückweise zu zerlegen. Gejagt werden zum Beispiel kleine Nagetiere, kleine Reptilien, andere Vögel oder Insekten.
Heute herrschte reger Verkehr an der Futterstelle, denn das Würgerpärchen hatte anscheinend schon hungrigen Nachwuchs in einem nahegelegenen Nest. In der Futterschale befanden sich Mehlwürmer und ähnliches Kleingetier, das beide Elternvögel in regelmäßigen Abständen wegtransportierten. Auch ein dicker Grashüpfer war im Angebot, dieser wurde aber von einem der Altvögel sofort verschlungen. Ob das Männchen oder das Weibchen den Happen vertilgte, weiß ich nicht genau, denn sie sind kaum zu unterscheiden.
Leider waren die Raubwürger die letzte Begegnung unserer Reise, aber ich wäre natürlich gerne noch viel länger geblieben.
Wir wurden schließlich von David verabschiedet und er versprach mir, nächstes Jahr wieder einen neuen Versuch mit dem Gleitaar zu unternehmen. So gibt es für mich also noch Hoffnung darauf, einen Gleitaar aus der Nähe zu sehen und damit schon einen Plan für den nächsten Frühling :)
Folgende Vogelarten konnte ich in Kastilien la Mancha beobachten:
Vögel in Spanien
Gleitaar, Iberienadler, Pirol, Nachtigall, Steinkauz,
Schwarzmilan, Rotmilan,
Gänsegeier, Mönchsgeier, Rohrweihe, Wiesenweihe,
Rötelfalke, Turmfalke, Mäusebussard,
Blauelster, Wiedehopf, Iberienraubwürger, Kuckuck,
Seidenreiher, Purpurreiher, Graureiher, Kuhreiher,
Weißstorch, Bachstelze, Schafstelze, Mehlschwalbe, Rauchschwalbe, Rötelschwalbe, Mauersegler, Zilpzalp, Fitis, Kleiber, Amsel, Blaumeise, Kohlmeise, Sumpfmeise, Star, Singdrossel, Theklalerche, Rotkehlchen, Mönchsgrasmücke,
Grauammer, Hausrotschwanz, Dorngrasmücke, Steinschmätzer, Neuntöter, Klappergrasmücke,
Stieglitz, Buchfink, Grünspecht, Buntspecht,
Eichelhäher,
Haussperling, Feldsperling, Steinsperling, Kleiber, Zaunkönig, Kolkrabe, Rabenkrähe, Elster, Grauschnäpper, Flußuferläufer, Stelzenläufer, Flussregenpfeifer, Haubentaucher, Rothuhn,
Teichralle, Bläßhuhn, Kolbenente, Stockente, Graugans, Höckerschwan, Straßentaube, Ringeltaube, Hohltaube, Türkentaube
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