Vögel am Hollerner See
Zwischen Eching und Kreuzhof in der Nähe von München befindet sich das Erholungsgebiet "Hollerner See". Es handelt sich beim Hollerner See um einen Baggersee, der heute im Sommer viele Badegäste und Erholungssuchende anlockt. Man findet einen großen Parkplatz, Liegewiesen, eine Wasserwachtstation, einen Kiosk und Badebuchten, die nicht nur von menschlichen Badegästen genutzt werden.
Möchte man am Hollerner See allerdings nicht baden gehen sondern Vögel beobachten, ist es ratsam in den frühen Morgenstunden hier her zu kommen oder die kalte Jahreszeit für dieses Vorhaben zu nutzen. Auch im Winter sind vor allem bei gutem Wetter natürlich einige Spaziergänger am See unterwegs, aber man hat trotzdem genug Raum für schöne Vogelbeobachtungen.
Der Hollerner See hat eine Größe von 41 Hektar und eine Tiefe von ca. 17 Metern. Er gehört heute zum
Landschaftsschutzgebiet „Freisinger Moos und Echinger Gfild“ und gleichzeitig zu einem etwa 90 Hektar großen Erholungsgebiet.
Möchte man den See zu Fuß umrunden, geht man auf einer Strecke von ca. 4,5 Kilometern etwa eine Stunde.
Für Vogelbeobachtungen eignet sich besonders der Bereich gegenüber einer Insel, die vielen Vögeln als Rückzugsort dient. Diese Insel ist etwa 230 Meter lang und bis 100 Meter breit. Geht man vom Parkplatz geradeaus ans Ufer des Sees, befindet sich die Insel direkt gegenüber.
Das Betreten der Insel ist untersagt, damit die Vögel hier ungestört bleiben können.
In den Schilfzonen der Insel finden sich Vogelarten wie Zwergtaucher, Haubentaucher, Teichrallen und manchmal kann man dort auch Seltenheiten wie die Zwergdommel sichten.
Auf den Bäumen der Insel sind oft mehrere Kormorane zu sehen, die die Bäume gerne als Schlafbäume nutzen und sich auch tagsüber dort sammeln.
Kormorane sind sehr gesellig und brüten in Kolonien, die aus mehreren tausend Brutpaaren bestehen können.
Kormorane ernähren sich haupsächlich von Fischen, die sie während ihrer Tauchgänge erbeuten. Mit dem Hakenschnabel packen sie ihre Beutetiere hinter den Kiemen. Es sind Tauchtiefen bis zu 16 m nachgewiesen worden, meistens bewegen sie sich aber in einer Tiefe von 1 bis 3 Metern. Dabei bleiben die Vögel normalerweise zwischen 15 und 60 Sekunden unter Wasser.
Auch Graureiher lassen sich am Hollerner See und speziell auf der Insel ab und zu sehen. Graureiher sind die häufigsten Reiher in Mitteleuropa und auch bei uns in Bayern recht oft zu sehen. Weil sie früher wegen ihrer Fischjagt selbst gejagt wurden, war das leider nicht immer so. Inzwischen haben sich die Bestände aber wieder gut erholt.
Seit 1999 wird der Hollerner See von zwei Fischereivereinen bewirtschaftet und gehört wegen seines Fischartenreichtums zu den beliebtesten Angelseen in der Münchner Umgebung. Natürlich freuen sich nicht nur die vielen Angler über den guten Fischbestand. Auch die Vögel bedienen sich im Hollerner See und schlagen sich die Bäuchlein voll.
So lassen sich Wasservogelarten wie Schwäne, verschiedene Enten- und Gänsearten, Lappentaucher und Blässhühner beobachten.
Mir hat es ein kleiner Vogel besonders angetan, der oft nicht ganz einfach ausfindig zu machen ist. Es handelt sich um einen Zwergtaucher, der sich
meistens in der Nähe des Schilfs der Insel aufhält.
Mit etwas Glück schwimmt er auch auf der freien Wasserfläche, doch man kann ihn wegen seiner "Größe" sehr leicht übersehen.
Der Zwergtaucher wird nur um die 25 bis 29 cm groß. Außerdem ist der Zwergtaucher vor allem im Winter sehr unauffällig braun-grau gefiedert.
Ein weiterer Lappentaucher, der am Hollerner See vorkommt, ist der Haubentaucher.
Männchen und Weibchen lassen sich nur sehr schwer voneinander unterscheiden. Sie sehen sich nahezu gleich, nur sind Männchen etwas grösser als Weibchen und haben im Prachtkleid einen etwas breiteren Kragen und eine längere Haube.
Die Vögel suchen ihre Nahrung unter Wasser und können in eine Tiefe von bis zu vier Meter abtauchen. Bei ihren Tauchgängen verschwinden sie für ca. 30 Sekunden und tauchen meistens an einer anderen Stelle wieder auf, als sie abgetaucht sind. Die Tauchstrecke kann bis zu 40 Meter betragen.
Schon im Februar kann man die schönen Vögel mit etwas Glück beim Turteln beobachten. Im Sommer sieht man sie dann samt Kinderschar.
In der ersten Zeit werden die kleinen Haubentaucher oft auf dem Rücken der Eltern herumchauffiert. Sie werden dann sogar mit unter Wasser genommen, wenn die Eltern nach Fischen tauchen. Bis die Jungvögel selbstständig werden, vergehen in etwa 75 Tage. In der ersten Zeit sind die Küken mit ihrem schwarz-weißen Dunenkleid unverwechselbar.
(Haubentaucherküken mit zu großem Fisch)
Jahresezeitenabhängig findet man am Hollerner See natürlich auch verschiedene Entenarten. Darunter sind zum Beispiel Stockenten, Tafelenten, Kolbenenten und Reiherenten.
Die Reiherente gehört zu den Tauchenten und ist das ganze Jahr über bei uns in Flüssen, Seen und Parks anzutreffen. Nach der Stockente ist die Reiherente mittlerweile die zweithäufigste Entenart bei uns in Deutschland. Mit ca. 40 bis 47 cm Körpergröße ist sie eher klein.
Man sollte am Hollerner See aber nicht nur die Wasserfläche und die wirklich interessante Vogelinsel in Augenschein nehmen, denn in den vielen Büschen und Bäumen der Umgebung gibt es natürlich auch sehr viel zu sehen. So mancher Zaunkönig macht durch sein Schnacken im Gebüsch auf sich aufmerksam, und wenn man ruhig stehen bleibt, zeigen sich diese kleinen Vögelchen recht schnell.
Der Zaunkönig ist der drittkleinste Vogel in Europa. Nur das Winter- und Sommergoldhähnchen sind noch kleiner. Er wird ca 9 cm groß und wiegt zwischen 7,5 und 11 g.
Andere Singvögel, wie zum Beispiel Stieglitze, kann man schon von weitem hören, wenn sie durch ihr typisches Gezwitscher auf sich aufmerksam machen. Am Hollerner See habe ich diese hübschen Tiere schon öfter gesichtet.
Auch Schwärme von Bluthänflingen konnte ich am See in den Bäumen finden.
Bluthänflinge sind Kurz- und Mittelstreckenzieher und können bis nach Südeuropa ziehen
um zu überwintern. Bei uns in Bayern ist der Bluthänfling nur lückig verbreitet, so daß mich die Sichtung der Vögel sehr gefreut hat.
Ebenfalls durch ihr ständiges Geschwätz gut lokalisierbar sind die hübschen Erlenzeisige. Sie sind meistens ziemlich ehrgeizig damit beschäftigt, die Bäume nach Essbarem abzusuchen und dabei im Geäst herumzuwuseln.
Vor allem im Winter sind die geselligen kleinen Vögel im Schwarm unterwegs.
Auch die bei uns recht seltenen Schwarzkehlchen konnte ich am See schon sichten. Es handelte sich um ein Pärchen, das sich allerdings nur kurz blicken ließ. Ob die beiden vorhatten, am See zu brüten, bleibt ihr Geheimnis. Sie zeigten sich sehr scheu und ich gehe davon aus, daß es ihnen am Hollerner See mit zunehmender Wärme und den damit verbundenen Badegästen hier zu lebhaft wird. Aber wer weiß....
Greifvögel sind natürlich auch regelmäßig am Hollerner See und in der unmittelbaren Umgebung zu sehen. Manchmal sitzen Mäusebussarde direkt in den Bäumen am See oder ziehen am Himmel ihre Kreise auf der Suche nach Beute. Der Luftraum über den Wiesen und Feldern der unmittelbaren Umgebung des Sees ist allgemein sehr interessant, denn auch andere Greifvogelarten wie Falken und Rotmilane sind hier mit etwas Glück zu finden.
Folgende Vogelarten konnte ich bisher am Hollerner See beobachten:
Vögel am Hollerner See
Schwarzkehlchen, Rotkehlchen, Grünfink, Amsel, Goldammer, Star, Bachstelze, Schafstelze, Feldsperling, Zaunkönig, Fitis, Zilpzalp, Stieglitz, Bluthänfling, Erlenzeisig, Blaumeise, Wacholderdrossel, Singdrossel, Misteldrossel, Kohlmeise, Schwanzmeise, Sumpfmeise, Fasan, Rabenkrähe, Dohle, Graureiher, Silberreiher, Mäusebussard, Rotmilan, Turmfalke, Grünspecht, Buntspecht, Zwergdommel, Flußuferläufer, Alpenstrandläufer
Höckerschwan, Zwergtaucher, Haubentaucher, Gänsesäger, Teichhuhn, Blässhuhn, Mittelmeermöwe, Lachmöwe, Rostgans, Stockente, Knäkente, Kolbenente, Tafelente, Reiherente, Graugans
(Graugans Küken)
Weitere Gebiete zur Vogelbeobachtung in Bayern findet ihr hier:
Vogelbeobachtungsgebiete Bayern
Hinweis:
Aufgrund großer Distanzen, wegen schlechten Lichtverhältnissen oder um die Störung der Vögel zu vermeiden, kann nicht jede Beobachtung fotografisch dokomentiert werden. Deshalb sind manche Bilder exemplarisch zur Veranschaulichung der Vogelart gedacht und nicht immer am jeweiligen Ort entstanden.