Bartmeisen am Federsee
(Bartmeise Männchen)
Der Federsee bei Bad Buchau in Baden-Württemberg ist unter Naturfotografen längst kein Geheimtip mehr. Schon oft wurde ich von anderen Vogelbeobachtern und Fotografen auf den See und seine Vogelwelt aufmerksam gemacht. Auch der NABU weist den Federsee als gutes Vogelbeobachtungsgebiet für die verschiedensten Vogelarten aus.
(junges Bartmeisen-Männchen)
Für mich waren allerdings allein die Bartmeisen der Grund für meine Anreise, die vor allem in den Herbst- und Wintermonaten am Federsee zu sehen sind. Sie kommen aus dem Norden in die Region um zu überwintern. Aber ich habe auch schon davon gehört, daß einige der Bartmeisen über den Sommer bleiben, hier brüten und ihren Nachwuchs aufziehen.
Wir machten uns Ende Oktober an einem eiskalten Morgen mit den ersten Minusgraden auf, um die kleinen Vögel zu suchen. Man sollte seinen Besuch am Federsee übrigens vorzugsweise unter der Woche unternehmen, da am Wochenende sehr viele Menschen auf den Steg drängen. An diesem Morgen war allerdings augenscheinlich zunächst nicht viel Betrieb. Nicht zuletzt wegen der Kälte und dem Nebel, der über dem See hing.
(Federseesteg)
Der Parkplatz direkt am Anfang des Federseestegs ist kostenpflichtig. Allerdings hielten sich die Kosten mit 3 Euro für den ganzen Tag zum Zeitpunkt unseres Besuchs in Grenzen. Es gibt auch einen kostenfreien Parkplatz ein Stück weiter entfernt.
Der Federseesteg ist rund um die Uhr zugänglich und führt 1,5 Kilometer mitten hinein in die Moor- und Schilflandschaft, in der sich die Bartemeisen aufhalten. Zwischen den Schilfhalmen sind die Vögel nicht einfach zu entdecken. Die Weibchen fallen in dieser Umgebung fast nicht auf, da sie beigefarben sind wie das Schilf selbst.
(Bartmeise Weibchen)
Die Bartmeisen-Männchen sieht man etwas besser in ihrer Umgebung, weil ihr Gefieder deutlich auffälliger gefärbt ist. Man erkennt sie an ihrem grau-blauen Köpfchen und dem typischen schwarzen "Bart".
Anfangs war der Nebel so dicht, daß man keine gute Sicht ins Schilf hatte. Auch zu hören war vorerst nichts. Bartmeisen kündigen sich meistens durch ihren unverwechselbaren Ruf an, den man gut vom Gesang anderer Vögel unterscheiden kann. Aber es war gespenstisch still.
Wir gingen langsam weiter über den Steg, der den einzigen Zugang zum Federsee darstellt. Auch die Bartmeisen nutzen ihn manchmal und hüpfen darauf herum um nach Essbarem zu suchen.
Uns fiel nach kurzer Zeit auf, daß zwar keine anderen Spaziergänger unterwegs waren, aber die besten Fotoplätze waren schon von anderen Fotografen besetzt. Darüber staunte ich nicht schlecht. Wir waren der Meinung, nur eine halbe Stunde nach der Dämmerung sehr zeitig am Federsee angekommen zu sein. Bei derart schlechten Sichtverhältnissen und der Kälte hatte ich nicht damit gerechnet, auf Menschen zu treffen, die schon länger hier zu warten schienen.
Ich freute mich jedenfalls sehr darüber auf Gleichgesinnte zu treffen und so gesellten wir uns zu den anderen Fotografen. Wir hatten also nette Gesellschaft und kamen mit ihnen ins Gespräch. Wir erfuhren einiges über die Vögel und die Orte, an denen man sie am ehesten finden kann.
Nun standen wir also herum und guckten gespannt ins regungslose Schilf. Für Aussenstehende wäre das sicher ein amüsanter Anblick gewesen.
Es war das reinste Geduldspiel, denn der Nebel war sehr hartnäckig und wir bekamen die Vögel erst nach etwa zwei Stunden das erste Mal zu sehen. Darüber war die Freude sehr groß und plötzlich kam Leben in die steifgefrorene Gesellschaft. Es war zwar vorhersehbar, daß bei den schlechten Lichtverhältnissen kein brauchbares Foto zustande kommen würde, aber natürlich fotografierten wir trotzdem alle kräfig drauf los. Man weiß ja nie, ob man noch einmal die Gelegenheit bekommt überhaupt eine Bartmeise zu fotografieren. Lichtverhältnisse hin oder her! "Lieber ein schlechtes Foto als gar kein Foto" war das Motto.
Die Bartmeisen verschwanden allerdings genauso schnell wieder wie sie gekommen waren und blieben uns für die nächsten Stunden verborgen. Erst kurz nach Mittag war die Gelegenheit dann endlich gekommen: das Licht brach für etwa eine viertel Stunde durch den Nebel und wir hatten das unglaubliche Glück, daß auch die Bartmeisen zurück kamen.
Ich hatte die Hoffnung auf ein brauchbares Bild eigentlich schon aufgegeben. Um so größer war die Freude, als am Ende doch noch einige Fotos entstehen konnten.
Die Vögel wuselten auf dem Steg und zwischen dem Schilf herum, als wären wir gar nicht anwesend. Sie kamen tatsächlich bis auf wenige Meter an uns heran. Einige sogar so nah, daß die Naheinstellgrenze meines Objektivs erreicht war und ich die Vögel nicht mehr fokussieren konnte. Das war zwar hinderlich beim Fotografieren, aber die kleinen Vögelchen so nah vor sich zu sehen war unbezahlbar.
So war die Laune unserer kleinen Fotogesellschaft am Ende ziemlich ausgelassen und der Tag trotz steifgerfrorener Finger und sonstiger Frostschäden gerettet.
Federsee
Federsee
Bartmeisen